Montag, 23. März 2015

August Kotzebue: Der Rehbock, oder die schuldlos Schuldbewussten

Baronin in Männerkleidern, tritt von der entgegengesetzten Seite auf
Nr. 3. Arie
 
Auf des Lebens raschen Wogen
Fliegt mein Schifflein leicht dahin,
Keine Wolk' am Himmelsbogen
Trübet mir den heitern Sinn;
Denn mein Heute gleicht dem Gestern,
Fessellos sind Herz und Hand,
Darum, meine trauten Schwestern,
Lob' ich mir den Witwenstand.

Mein Gemahl, Gott hab' ihn selig,
War zuerst so übel nicht,
Fein, galant, jedoch allmählich
Zeigt er sich in anderm Licht.
Stolz, gebietrisch, eifersüchtig,
Liebt' er Pferde nur und Jagd;
Darum hat die kurze Ehe
Wenig Freuden mir gebracht.
Auf des Lebens raschen Wogen usw.

Zwar mag es im Ehstand geben
Oft auch hellen Sonnenschein,
Ja, bei ein'gen soll's ein Leben
Wie im Paradiese sein.
An der Hand des liebenden Gatten
Durchs Leben eilen, die Sorgen teilen
So wie die Lust, an seiner Brust
Das ganze Dasein ihm nur weihn –
Oh, es muß schön, muß herrlich sein!
Herz, gib dich zufrieden, solch Glück wär' zu groß!
Ward mir doch beschieden ein ruhiges Los!
Ja, auf des Lebens raschen Wogen usw.



ZUM TODESTAG DES SCHRIFTSTELLERS

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