Freitag, 23. Mai 2014

Franz von Baader: Vierzig Sätze aus einer religiösen Erotik

Es kann nicht bloß Leichtsinn oder Zufall, sondern selbst ein Verbrechen sein, was die Menschen zusammenführt, woraus aber nicht folgt, dass auch ihr Zusammenbleiben ein Zufall oder Verbrechen ist, weil es in der Macht des Menschen liegt, aus einer schlechten Veranlassung ein Besseres zu machen. So bringen zum Beispiel Not oder niedriges Bedürfnis die Menschen zusammen, aber die gewordene Verbindung bleibt, während die Not vorübergeht. So ist uns jede natürliche Liebe als ein Unmittelbares gegeben, zugleich aber aufgegeben, durch vermittelndes Selbsttun ein Besseres aus ihr zu erwirken. Viele Menschen zeigen sich aber hierin nicht minder unverständig als die Orang-Utans, welche die Indianer von ihrem gemachten Feuer wegjagen und sich an selbem wärmen, welche aber nicht Verstand genug haben, um dieses Feuer durch Nachlegen sich zu unterhalten. Wie oft sehen wir darum die natürliche Geschlechtsliebe, Kindesliebe, Elternliebe, Geschwisterliebe, Stamm- und Vaterlandsliebe etc. aus gleicher Ursache schnell genug wieder erlöschen und ausgehen.

(Satz Nr. 32 aus der 1831 erschienenen Schrift)

ZUM TODESTAG DES CHRISTLICHEN THEOSOPHEN

Über den Autor (1765-1841)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen