Mittwoch, 21. Mai 2014

Hermann Lotze: Medizinische Psychologie

Das geistige Leben beruht überall auf einer Wechselwirkung zwischen der Seele und einem organisierten Körper. Die körperlichen Funktionen begründen jedoch die eigentümliche und spezifische Qualität der geistigen Verrichtungen nicht, sondern setzen die Fähigkeit zu ihnen als das ursprünglichste Eigentum der Seele in dieser selbst voraus; ihre Eindrücke geben jedoch diesen unentschiedenen Fähigkeiten Gegenstände der Anwendung und bestimmen die Richtung, in welcher die einzelnen Akte derselben kombiniert werden. Auch dies jedoch nicht durchgängig. Abgesehn vielmehr von dieser Verarbeitung der Eindrücke durch den Körper wird das Resultat dieser Arbeit noch einer selbständigen Behandlung von Seiten der Seele unterworfen, und großenteils erst dann, wenn die Summe der Eindrücke dieser innern psychischen Umformung unterlegen hat, tritt sie wieder als Anreiz für die Erzeugung physischer Prozesse in dem Körper hervor.

(Aus § 7 [Vom psychologischen Werte des Leibes] des 1852 erschienen Werks)

ZUM GEBURTSTAG DES PHILOSOPHEN UND NATURFORSCHERS

Über den Autor (1817-1881)

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