Sein, reines Sein, – ohne alle weitere Bestimmung. In seiner
unbestimmten Unmittelbarkeit ist es nur sich selbst gleich und auch
nicht ungleich gegen Anderes, hat keine Verschiedenheit innerhalb seiner
noch nach außen. Durch irgendeine Bestimmung oder Inhalt, der in ihm
unterschieden oder wodurch es als unterschieden von einem Anderen
gesetzt würde, würde es nicht in seiner Reinheit festgehalten. Es ist
die reine Unbestimmtheit und Leere. – Es ist nichts in ihm anzuschauen, wenn von Anschauen hier gesprochen werden kann; oder es ist nur dies reine, leere Anschauen selbst. Es
ist ebensowenig etwas in ihm zu denken, oder es ist ebenso nur dies
leere Denken. Das Sein, das unbestimmte Unmittelbare ist in der Tat Nichts und nicht mehr noch weniger als Nichts. / Nichts, das reine Nichts; es ist einfache Gleichheit mit sich
selbst, vollkommene Leerheit, Bestimmungs- und Inhaltslosigkeit;
Ununterschiedenheit in ihm selbst. – Insofern Anschauen oder Denken hier
erwähnt werden kann, so gilt es als ein Unterschied, ob etwas oder nichts angeschaut oder gedacht wird. Nichts Anschauen oder Denken hat also eine Bedeutung; beide werden unterschieden, so ist
(existiert) Nichts in unserem Anschauen oder Denken; oder vielmehr ist
es das leere Anschauen und Denken selbst und dasselbe leere Anschauen
oder Denken als das reine Sein. – Nichts ist somit dieselbe Bestimmung
oder vielmehr Bestimmungslosigkeit und damit überhaupt dasselbe, was das
reine Sein ist. / Das reine Sein und das reine Nichts ist also dasselbe. Was die
Wahrheit ist, ist weder das Sein noch das Nichts, sondern dass das Sein
in Nichts und das Nichts in Sein – nicht übergeht, sondern übergegangen
ist. Aber ebensosehr ist die Wahrheit nicht ihre Ununterschiedenheit,
sondern dass sie nicht dasselbe, dass sie absolut unterschieden, aber ebenso ungetrennt und untrennbar sind und unmittelbar jedes in seinem Gegenteil verschwindet. Ihre Wahrheit ist also diese Bewegung des unmittelbaren Verschwindens des einen in dem anderen: das Werden; eine Bewegung, worin beide unterschieden sind, aber durch einen Unterschied, der sich ebenso unmittelbar aufgelöst hat.
(Aus dem Beginn des 1812 erschienenen ersten Band des ersten Teils des zweibändigen Werks)
ZUM GEBURTSTAG DES PHILOSOPHEN
Über den Autor (1770-1831)
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