Freitag, 29. August 2014

Ulrich von Hutten: Gesprächbüchlin

Do etwan Christus Petrum ansahe, sprach er zu ihm: "Petre, weid meine Schof." Was tunt diese? Ausleeren sie nit das christlich Volk und zwingent das mit ihrer Rauberei zu Armut und Hunger? Schinden sie nit die Schof Christi bis uff das Leben? Weiter hat er auch zu Petro gesprochen: "Und du sollt dich auch etwan umkehren und deine Brüder stärken." Ebendieses tunt auch unser Päpst. Ja, täglich aussetzen, leermachen und schwächen sie uns je mehr und mehr, etwan auch zerknütschen und ertöten sie uns gar mit der Kraft ihres Donderschlags. Dann um mancherlei Ursach willen werdent die Seelen der Menschen ertötet, wo man nit zu Rom beichtet. Gleich als ob einer an dem Ort, er kranket, nit auch geheilet werden möge, und an dem Ort einer sündiget, daselbst nit möge Gnad und Barmherzigkeit vor seine Sünd um Gott erwerben, und sei vonnöten, hin und hinwider zu laufen, oder als ob einem die Stadt und nit sein eigen Gewissen solichs bring.

(Aus dem 1521 erschienenen Werk, lateinisch verfasst und von ihm selbst ins Deutsche übertragen)

ZUM TODESTAG DES HUMANISTEN

Über den Autor (1488-1523)

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