Freitag, 1. August 2014

Konrad Duden: Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache

Das Ergebnis der Orthographischen Konferenz von 1901 war nur dadurch zustande gekommen, daß die Anhänger verschiedener Richtungen sich gegenseitig Zugeständnisse machten. Das geschah meistens durch Zulassung von Doppelschreibungen, und zwar besonders bei Fremdwörtern. Den Gelehrten, die sich über Formen wie "Akzent", "Kuvert" u. dgl. entsetzten, stellte man nach wie vor "Accent", "Couvert" zur Verfügung. So stehen denn die gelehrten Schreibungen oft friedlich neben den volkstümlichen. Das befriedigte aber die nach bestimmten Vorschriften Suchenden durchaus nicht. / Zuerst machten die Buchdrucker, Setzer und Korrektoren, vertreten durch die Buchdruckervereine Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, ihre Wünsche geltend. [...] Aber nicht nur für die Buchdrucker war das Nebeneinanderbestehen verschiedener Schreibweisen ein großer Übelstand; auch Schulbehörden glaubten den Lehrern und Schülern und Staatsbehörden den Kanzleibeamten das Recht der Entscheidung im Einzelfall nicht zugestehen (oder anders ausgedrückt) die Qual der Wahl nicht auferlegen zu sollen.

(Aus dem Vorwort der 1908 erschienenen achten Auflage des Wörterbuchs)

ZUM TODESTAG DES PHILOLOGEN

Über den Autor (1829-1911)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen