In dijsem heiligen "Pater Noster", da ynne alles, das uns noit is, zu
einer lere begriffen is, finden wir nit anders, das wir doen sullen,
dan in dijsem artikel. Da steit "Als wir doen unsern schuldigern".
Dar umb so synt hij alle gesetz Cristi, die wir doen sullen, begriffen:
das is "vergeben". Cristus leret uns, das Got uns nicht vergifft
anders, da wie "wir vergeben". Da merck, das Cristi gesetz is, das 'du
dues andern, als du willes dir gedaen haben'. Das wisent die wort
"Vergiff uns unser scholt, als wir vergeben unsern schuldigern". Bittes
du aber Got, das er dijr vergebe, und vergibs du nijt, du versags dir
selber. Dyn "schuldiger" is Gotes creature, als du bis. Und Got wil den
von dir geledicht haben, als wol als dich dunckt, dichs gut syn, das Got
an dir due solchs, das du nit wilt dun an dyme schuldiger. Wie bis du
dan wirdich, von Gode das guet der vergebung zu entphahen, bis du nit
guet die zu doen? Merck, was vernunftiges und clares gesetz das is, das
yderman billigen muß und versteet! Wer Got biddet, das er yme vergebe,
und vergifft nicht und glaubt, das syn gebet erhort werde, der glaubt,
das Got nijt Got sij, und unrecht recht und boese gut sij. Wer aber
glaubt, als Cristus uns leret, das Got vergebe, als wir vergeben, der
hat eynen rechten glauben zu Gode, das er der gerechte, beste Got sij.
Und mach der mensch us sinen wercken der vergebung syn hoffen, das yme
von Goede vergeben werde, messen und mit liebde dar umb bitten. Da us
merck, mensch, das dir hie eyn einiger wech wirt off gedaen, dar durch
du wissen machs, abe du von Gode erhort werdes und Gottes kint sies. Der
is, das du an dym werck gesiens und mercks, abe du dues andern, als du
wuldes dir gedaen haben, das is, abe du vergebes dynen schuldigern
clerlich und nit drages zu yne anders dan liebde. So ist aen zwiuel, das
du von Gode verzichnis aller diner sunden erworben habes und eyn kint
des ewigen lebens sies. Want dir gebrist, keyn gesetz zu erfullen, want
in der liebden dyns neesten, die in der vergebung der schulde in den
wercken bewijst wirt, is die volkomenheit aller gesetz.
(Aus der in moselfränkischer Sprache gehaltenen Predigt)
ZUM TODESTAG DES THEOLOGEN
Über den Autor (1404-1464)
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