Jungfrau Lebuschka (hernachmals genannte
Courasche) kommt in den Krieg und nennet sich Janco, muß in demselben
eine Zeitlang einen Kammerdiener abgeben; dabei wird vermeldet, wie sie
sich verhalten und was sich Verwunderliches ferner mit ihr zugetragen. / Janco vertauschet sein edles Jungferkränzlein bei einem resoluten Rittmeister umb den Namen Courasche. / Courasche wird darumb eine Ehefrau und
Rittmeisterin, weil sie gleich darauf wieder zu einer Witwe werden
mußte, nachdem sie vorhero den Ehestand eine Weile ledigerweise
getrieben hatte.
/ Was die Rittmeisterin Courasche in ihrem
Witwenstand vor ein ehrbares und züchtiges, wie auch verruchtes
gottloses Leben geführet, wie sie einem Grafen zu Willen wird, einen
Ambassador um seine Pistolen bringet und sich andern mehr, um reiche
Beute zu erschnappen, willig unterwirft. / Courasche kommt durch wunderliche Schickung in die
zweite Ehe und freiete einen Hauptmann, mit dem sie trefflich
glückselig und vergnügt lebte. / Courasche schreitet zur dritten Ehe und wird aus
einer Hauptmännin eine Leutenantin, triffts aber nicht so wohl als
vorhero, schlägt sich mit ihrem Leutenant umb die Hosen mit Prügeln und
gewinnet solche durch ihre tapfere Resolution und Courage; darauf sich
ihr Mann unsichtbar macht und sie sitzen läßt.
/ Courasche hält sich in einer Okkasion trefflich
frisch, haut einem Soldaten den Kopf ab, bekommt einen Major gefangen
und erfährt, daß ihr Leutenant als ein meineidiger Überlaufer gefangen
und gehenket worden. / Courasche quittiert den Krieg, nachdem ihr kein
Stern mehr leuchten will und sie fast von jedermann vor einen Spott
gehalten wird. / Courasche erfähret nach langem Verlangen, Wünschen
und Begehren, wer ihre Eltern gewesen, und freiet darauf wiederumb
einen Hauptmann. / Die neue Hauptmännin Courasche ziehet wieder in
den Krieg und bekam einen Rittmeister, Quartiermeister und gemeinen
Reuter durch ihre heldenmäßige Tapferkeit in einem blutigen Gefecht
gefangen; verleurt darauf ihren Mann und wird eine unglückselige Witwe. / Der Courasche wird ihre treffliche Courage auch
wieder trefflich von dem ehedessen von ihr gefangnen Major eingetränkt,
wird jedermanns Hur, darauf nackend ausgezogen und muß eine gar
schändliche Arbeit verrichten. Wird aber endlich von einem Rittmeister,
den sie auch vorhero gefangen bekommen, erbetten, daß ihr nicht etwas
Ärgers widerfuhr, und darauf auf ein Schloß geführt. / Courasche wird als ein gräfliches Fräulein auf
einem Schloß gehalten, von dem Rittmeister gar oft besucht und trefflich
bedienet, aber endlich auf Erfahrung der Eltern des liebhabenden
Rittmeisters durch zween Diener gar listig aus dem Schloß nacher Hamburg
gebracht und daselbst elendiglich verlassen. / Courasche wirft ihre Liebe auf einen jungen
Reuter, der einen Korporal, so ihme Hörner aufsetzen wollte, also
zeichnete, daß er des Aufstehens vergaß. Darauf wird ihr Liebster
harkebusiert, die Courasche aber mit
Steckenknechten vom Regiment geschicket, die zweien Reutern, so Gewalt
an sie legen wollten, ziemlich übel mitfuhre, da ihr ein Musketierer zu
Hülfe kame. / Courasche hält sich bei einem Markedenter auf; ein
Musketierer verliebt sich trefflich in sie, dem sie etliche gewisse
Conditiones vorschreibet, wie sie den Ehestand ledigerweise mit ihme
treiben möchte. Wird auch darauf eine Marketenterin. / Courasche nennet ihren Courtisan, den Musketierer,
mit dem Namen Springinsfeld; dem ein Fähnderich auf der Courasche
Anstalt gar listig ein Paar großer Hörner aufsetzet, darzu der Courasche
vermeinte Mutter treulich hilft; kurz, sie ziehet ihn trefflich bei der
Nasen herumb und schicket sich stattlich in den Handel. / Der Courasche widerfährt ein lächerlicher Posse,
den ihr eine Kürschnerin auf Anstiften einer italianischen Putanin
erwiesen, als sie eben bei einem vornehmen Herren beim Nachtimbiß war;
sie bezahlet aber sowohl die Putanen als die Kürschnerin wieder redlich
und ausbündig, macht auch einem Apotheker ein wunderliches Stückchen. / Die gewissenlose Courasche erkauft von einem
Musketierer einen Spiritus Familiarem, empfindet darbei großes Glück,
und gehet ihr alles nach Wunsch und Willen vonstatten. / Courasche richtet ihren Springinsfeld zu allerlei
Schelmenstücklein trefflich ab, der sich bei einer vornehmen Dame vor
einen Schatzgräber ausgibt, in den Keller gelassen wird, darauf etliche
kostbare Kleinodien listig erpraktiziert und bei Nacht von Courasche aus
dem Keller gezogen wird. / Courasche nebenst ihrem Springinsfeld bestiehlt
zween Mailänder auf unerhörte Weise, indeme sie dem einen, der sehen
wollte, was in ihrer Hütten vor ein Gepolter war und den Kopf zum
Guckloch aussteckte, mit scharfem Essig in die Augen sprützte, dem
andern aber den Weg mit scharfen Dornen verlegte. / Courasche wird von ihrem Springinsfeld im Schlaf
mit Ohrfeigen angepacket und übel zugerichtet, der aber, nachdem er
erwachet, sie demütig umb Gnade und Verzeihung bittet, welches doch
nichts helfen will. / Courasche wird von ihrem Springinsfeld im Schlaf
aus dem Bett nur im Hembd gegen des Obristen Wachtfeuer zugetragen,
darüber sie erwacht
und jämmerlich zu schreien beginnet, daß alle Offizierer zulaufen und
des Possens lachen; sie schaffet ihn darauf von sich und gibt ihm das
beste Pferd, nebenst 100 Dukaten und dem Spiritu Familiari. / Courasche heuratet wiederumb einen Hauptmann, wird
aber dessen, ehe er kaum bei ihr erwarmet, wieder beraubet. Lässet sich
darauf auf ihres ersten Hauptmanns Güter in Schwabenland nieder und
treibt ihr Huren-Handwerk wie zuvor, doch gar vorsichtig mit den
eingequartierten Soldaten. / Courasche bekommt eine unflätige Krankheit, reiset
darauf in den Sauerbronnen und macht mit Simplicio Kundschaft; als er
sie betreugt, betreugt sie ihn redlich wieder und läßt ihm ihrer Magd
neugebornes Kind vor seine Tür legen nebenst schriftlichem Bericht, als
ob es Courasche mit ihm erzeugt hätte. / Courasche treibet mit einem alten Susannen-Mann in
ihrem Garten ungebührliche Händel, als eben zween Musketierer auf einem
Baum Birnen mauseten und der eine aus Unvorsichtigkeit die geraubten
Birnen alle fallen ließ. Darüber die Courasche, mit ihrem alten
Liebhaber vertrieben, endlich offenbaret und der Stadt verwiesen wird. / Courasche wird eine Musketiererin, schachert
darbei mit Tabak und Branntewein. Ihr Mann wird verschicket, welcher
unterwegs einen toden Soldaten antrifft, den er ausziehet, und weil die
Hosen nicht herunterwollten, ihm die Schenkel abhaut, alles
zusammenpacket und bei einem Bauren einkehret, die Schenkel zu Nachts
hinterlässet und Reißaus nimmt; darauf sich ein recht lächerlicher Poß
zuträgt. / Nachdem der Courasche Mann in einem Treffen
geblieben und Courasche selbst auf ihrem Maulesel entrunnen, trifft sie
eine Zigeunerschar an, unter welchen der Leutenant sie zum Weib nimmt,
sie sagt einem verliebten Fräulein wahr, entwendet ihr darüber alle
Kleinodien, behält sie aber nicht lang, sondern muß solche,
wohlabgeprügelt, wieder zustellen. / Courasche kommt mit ihrer Kompagnie in ein Dorf, darinnen Kirchweih
gehalten wird, reizet einen jungen Zigeuner an, eine Henne
todzuschießen; ihr Mann stellet sich, solchen aufhenken zu lassen; wie
nun jedermann im Dorf hinauslief, diesem Schauspiel zuzusehen, stahlen
die Zigeunerinnen alles Gebratens und Gebackens und machten sich samt
ihrer ganzen Zunft eiligst und listig darvon.
('Kurzer, doch ausführlicher Inhalt und Auszug der merkwürdigsten Sachen' des um 1669 erschienenen Schelmenromans)
ZUM TODESTAG DES SCHRIFTSTELLERS
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