BEy diesem Cometen oder Schwantz-Stern / so neulicher Zeit als den 4/14 Decembris
des vorigen Jahrs alhie zu Rom sich allererst sehen lassen / sind
fürnemblich sechserley in achtzunehmen: 1 dessen Sitz / 2 Lauf oder Gang
/ 3 die Gestalt / 4 der Schein / 5 der Ort / 6 und dan / wohin er
seinen Schwantz gerichtet.
1. Was seinen Sitz betrifft / so ist der Comet, wie aus beygefügter Figur zusehen / erstlich in dem Gestirn der Wasserschlangen unter dem Schnabel des Raben gesehen worden.
2. Von dannen hat er seinen Lauff erstlich aus dem Osten gegen Westen
nicht mit einer gleichen geschwindigkeit / sondern als in einer Geometrischen proportion
gehalten / und hat sich in den letzten Tagen mit Verwunderung aller der
Stern-Kunst erfahrnen gegen Westen schleunigst gekehret. An dem Tropico oder Wende des Stein-Bocks hat er sich etwas gehalten! hernach sich aber bald auf diese bald auf jene Seite des Tropici begeben / und ist zuletzt bey nahe auf 8 Gradus gegen dem Æquatore, oder Linien gestanden. Ob er unter der Erden weg und hinwider zu unsern hemisphærio dem Oberntheil des Himmels gehen werd / wird die Zeit lehren.
3. Der Swantz des Cometen hat von Anfang an / da er zu erst gesehen worden / immer zugenommen / biß er sich ümb den 13/23 Decembris auf die 15 gradus erstrecket. Und übertrifft also hieran gar weit die Länge des Cometen
/ so im Jahr 1618 gesehen worden. Mit dem zunehmen des Mondes aber ist
der Schwantz immer kleiner worden / biß endlich nichts mehr als nur das
Haupt des Cometen zusehen gewesen. Nicht zwar / wie ihrer viel
davor halten / als ob der Schwantz vergangen: Sondern weil das stärkere
Liecht des Monden den schwachen und geringen Schein des Cometen übertroffen und gleichsam verschlungen
4. Der Schein oder Glantz des Hauptes war einem Sterne ähnlich / welches aber durch ein Perspectiv, ein helles Corpus
zu seyn bemercket worden / und hat ein Ansehen wie der Mond / wan
Dünste vor ihme stehen. Der Schwantz erschiene bey Heitern und hellen
Nächten mit einem Dunckelbraunen Brandt-Lichte / wie eine brennende
Beck-Fackel. Gegen dem Horizont aber ward er etwas Bleich. Daher die Astrologi und Sternseher wollen / das er Martialisch und Saturnisch sey / und haben diese Stadt Rom mit ihren subtilen Wahrsagungen nicht ohne etlicher Leute Gefahr fast Thorhafft gemachet.
5. Von dem Ort nun zureden: wie / der Comet durch gantz Italien
gesehen worden / also können wir sagen und bejahen / daß er über dem
Licht stehe: welches sich alsdan mehr eröfnen wird! wan deren observationes, so jenseit des Gebirges wohnen / uns zukommen werden: Demnach der Ort des Cometen am Himmel ohne Kundschafft der paralaxis, und mit was Unterscheid er an andern Orten observiret worden / eigentlich und genau nicht mag gesetzet werden.
6. Seinen Schwantz streckte der Comet anfänglich zum theil gegen Nord-Westen: In den folgenden Tagen aber hat man observiret
/ daß er seinen Schwantz gegen Norden gewendet. Von seinen Wirckungen
und was er bedeute weis ich nichts zu sagen! demnach uns nicht geziemet
vorwitziglich viel zu beschreiben / was GOtt der HErr / der alle
zukünfftige Dinge voraus weis / hiemit anzeigen wolle. Die Zeit wirds
lehren wie jener sagt: Ein Comet, ein Unglücks Prophet.
(Kurtzer Bericht von dem Cometen und dessen Lauff / Welcher gestalt derselbe den 4/14 Decembris des vorigen 1664 Jahrs in Rom gesehen / und daselbst von gemeltem Dato an / biß auf den 20/30 desselben Monats observiret werden können / Ubergesandt an den / Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn / Herrn AUGUSTUM Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg / etc. – Geben zu Rom 3 Jan. 1665)
ZUM TODESTAG DES THEOLOGEN
Über den Autor (1604-1680)
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