Donnerstag, 13. November 2014

Johannes Eck: An Herzog Georg von Sachsen

Durchlauchtiger hochgeborner fürst und herr E.F.G. [Eure Fürstliche Gnaden] seien mein undertanig gehorsam dinst zuvoran berait gh.H.

Ewer F.G. tragen on zweifel wissen wie D. Martin Luther zu Wittenberg in verrugkter zeit etlich conclusion den bäpstlichen ablaß und ander treffenlich artikel Christenlichs glaubens hat ausgeen lassen [Ablassthesen vom 15. Oktober 1517]. Und als dieselben mir behendigt worden sein, hab ich mein gutbedunken und warum ich etlich derselben nit für Christenlich halte, dem hochwürdigen fürsten und herren Gabrieln, bischofe zu Eistet, m.g.h. [meinem gnädigen Herrn], welliches vicecancellier und stathalter in der universitet zu Ingoldstat ytz zur zeiten bin, in gschrift auf s.g. begern zugestelt.

Als aber nachmaln solch mein schrift dem gedachten d. Lutter auch zugehendigt worden sein, hat sich d. Andreas Bodenstein zu Wittenberg erhebt und mich in seinen schriften hoch zu verletzen und vilgenantes d. Lutterß handlung und lere zu verfechten understanden. Dargegen dan mein notturft eraischt, mein lere der warheit und dem heiligen glauben nach zu verfechten und defendieren, wie ich dann mit merer bescheidenheit, dann d. Bodenstein umb mich verdient hett, gethan habe; doch mit dem namlichen anhang, das ich mich gegen ime, wo er auf seiner irtum (darfür ich sein lere allzeit gehalten hab und noch) verharren wolte, zu Rom vor der bäpstlichen heiligkeit, oder vor den gelerten der universitet Rom, Paryß oder Cöln in disputation einlassen und begeben wölle, auch der enden, was erkent würdet, demüetig und gutwilliglich annämen, damit solch unser schrift, gegenschrift, ergernuß und neid, so fürsehenlich daraus erwachsen möchten, vermiten bliben.

Und wann aber dem ernenten d. Bodenstein nit geliebt ist, an den angezaigten orten zu disputieren, des mich befremdt, hab ich mich aus iberfluß auf ein andere universitet mit ime fürzekommen erboten, auf welches er mir die hochberümten zwo universitet Ertphurt und Leipzigk fürgeschlagen hat. Wiewol aber ich, mich an allen orten vor gelerten leüten hören zu lassen, nit scheüche trage; jedoch dieweil mir die wal harin gestelt worden ist, habe ich E.F.G. universitet erwelt, der ongezwifelten hoffnung, d. Bodenstein und ich werden der enden unsers kriegs nach götlicher und Christenlicher warheit entschiden.

Ist herauf mein underthenig gehorsam bitt E.F.G. wollen sölchs genediglich zugeben und vergonnen und mit E.F.G. universitet und facultet in der heiligen geschrift so vil schaffen, domit sy sich solcher unser disputation ze hören, auch zu entscheiden beladen wöllen.

Wie ich inen dan hiemit in aller demüetichait auch geschriben und gebeten habe, mich auch aines abschlags bey denselben vorsihe.

So ich bei E.F.G. und der universitet solch gnedig vergunstig erlange, wolt ich d. Bodenstein alsbald ain zeit ernennen und die auch der universitet zuschreiben:

Sollichs ich in aller underthänigkeit gegen E.f.g. mit erbiettung, meinß armen gebett gegen gott, umb E,F,g. glücklich regierung, mit meinen gehorsamen dinsten, als ein williger Caplan, allzeit wellig bin zu verdienen.

Datum Ingolstat am IIII tag Decemb. Im XVIII. Jar. 

(Brief aus Ingolstadt vom 4. Dezember 1518

ZUM GEBURTSTAG DES THEOLOGEN

Über den Autor (1486-1543)

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