Durchlauchtiger hochgeborner fürst und herr E.F.G. [Eure Fürstliche Gnaden] seien mein undertanig gehorsam dinst zuvoran berait gh.H.
Ewer F.G. tragen on zweifel wissen wie D. Martin Luther
zu
Wittenberg in verrugkter zeit etlich conclusion den bäpstlichen
ablaß
und ander treffenlich artikel Christenlichs glaubens hat ausgeen lassen [Ablassthesen vom 15. Oktober 1517]. Und als dieselben mir behendigt
worden sein, hab ich mein gutbedunken und warum ich etlich derselben
nit für
Christenlich halte, dem hochwürdigen fürsten und herren
Gabrieln,
bischofe zu Eistet, m.g.h. [meinem gnädigen Herrn],
welliches vicecancellier
und stathalter in der universitet zu Ingoldstat ytz zur zeiten bin, in gschrift auf s.g. begern zugestelt.
Als aber nachmaln solch mein schrift dem gedachten d.
Lutter
auch zugehendigt worden sein, hat
sich
d. Andreas Bodenstein zu Wittenberg erhebt und mich in seinen schriften
hoch
zu verletzen und vilgenantes d. Lutterß handlung und lere zu
verfechten
understanden. Dargegen dan mein
notturft eraischt, mein lere der warheit und dem heiligen glauben nach
zu verfechten
und defendieren, wie ich dann mit merer bescheidenheit, dann d.
Bodenstein
umb mich verdient hett, gethan habe; doch mit dem namlichen anhang, das ich mich gegen ime, wo
er
auf seiner irtum (darfür ich sein lere allzeit gehalten hab und
noch)
verharren wolte, zu Rom vor der bäpstlichen heiligkeit, oder vor
den
gelerten der universitet Rom, Paryß oder Cöln in disputation
einlassen und begeben wölle, auch der enden, was erkent würdet, demüetig und
gutwilliglich annämen, damit solch unser schrift, gegenschrift,
ergernuß und
neid, so fürsehenlich daraus erwachsen möchten, vermiten
bliben.
Und wann aber dem ernenten d. Bodenstein nit geliebt ist,
an
den angezaigten orten zu disputieren, des mich befremdt, hab ich mich aus iberfluß auf ein andere
universitet
mit ime fürzekommen erboten, auf welches er mir die
hochberümten
zwo universitet Ertphurt und Leipzigk fürgeschlagen hat. Wiewol aber ich, mich an allen
orten
vor gelerten leüten hören zu lassen, nit scheüche trage;
jedoch
dieweil mir die wal harin gestelt worden ist, habe ich E.F.G.
universitet
erwelt, der ongezwifelten
hoffnung,
d. Bodenstein und ich werden der enden unsers kriegs nach
götlicher
und Christenlicher warheit entschiden.
Ist herauf mein underthenig gehorsam bitt E.F.G. wollen
sölchs genediglich zugeben und vergonnen und mit E.F.G.
universitet und facultet
in der heiligen geschrift so vil schaffen, domit sy sich solcher unser
disputation
ze hören, auch zu entscheiden beladen wöllen.
Wie ich inen dan hiemit in aller demüetichait auch
geschriben
und gebeten habe, mich auch aines
abschlags
bey denselben vorsihe.
So ich bei E.F.G. und der universitet solch gnedig
vergunstig erlange, wolt ich d. Bodenstein alsbald ain zeit ernennen
und die auch der
universitet zuschreiben:
Sollichs ich in aller underthänigkeit gegen E.f.g.
mit
erbiettung, meinß armen gebett gegen gott, umb E,F,g.
glücklich
regierung, mit meinen gehorsamen dinsten, als ein williger Caplan,
allzeit wellig bin zu verdienen.
Datum Ingolstat am IIII tag Decemb. Im XVIII. Jar.
(Brief aus Ingolstadt vom 4. Dezember 1518)
ZUM GEBURTSTAG DES THEOLOGEN
Über den Autor (1486-1543)
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