»Hm!« brummte der Richter, »und was ist hier
deines Gewerbes, das will ich auch wissen?« –
»Schau, Herr Richter«,
antwortete der Böse, »mir ist Macht gegeben, heute in diese Stadt zu
gehen, und das zu nehmen, was mir in vollem Ernst gegeben wird.«
»Wohlan!« versetzte der Richter, »tue also, aber lass mich dessen Zeuge sein, dass ich sehe, was man dir geben wird!«
»Fordre das nicht, dabei zu sein, wenn ich nehme,
was mir beschieden wird«, widerriet der Teufel dem Richter; dieser aber
hub an, den Fürsten der Hölle mit mächtigen Bannworten zu beschwören,
und sprach: »Ich gebiete und befehle dir bei Gott und allen Gottes
Geboten, bei Gottes Gewalt und Gottes Zorn, und bei allem, was dich und
deine Genossen bindet, und bei dem ewigen Gerichte Gottes, dass du vor
meinem Angesicht, und anders nicht, nehmest was man dir ernstlich geben
wird.«
Der Teufel erschrak, dass er zitterte bei diesen fürchterlichen
Worten, und machte ein ganz verdrießlich Gesicht, sprach auch: »Ei so
wollte ich, dass ich das Leben nicht hätte! Du bindest mich mit einem so
starken Band, dass ich kaum jemals in größerer Klemme war. Ich gebe dir
aber mein Wort als Fürst der Hölle, das ich als solcher niemals breche,
dass es dir nicht zum Frommen dient, wenn du auf deinen Sinn bestehst.
Stehe ab davon!«
»Nein, ich stehe nicht ab davon!« rief der
Richter. »Was mir auch darum geschehe, das muss ich über mich ergehen
lassen; ich will jenes nun einmal sehen! Und sollt es mir an das Leben
gehn!«
Nun gingen beide, der Richter und der Teufel
miteinander auf den Markt, wo gerade Markttag war, daher viel Volks
versammelt, und überall bot man dem Richter und seinem Begleiter, von
dem niemand wusste, wer er sei, volle Becher und hieß sie Bescheid tun.
Der Richter tat das auch nach seiner Gewohnheit, und reichte auch dem
Teufel eine Kanne, dieser aber nahm den Trunk nicht an, weil er wohl
wusste, dass es des Richters Ernst nicht war.
Nun geschah es von ungefähr, dass ein Weib ein
Schwein daher trieb, welches nicht nach ihrem Willen ging, sondern die
Kreuz die Quere, da schrie das zornige Weib im höchsten Ärger dem
Schwein zu: »Ei so geh zum Teufel, dass dich der mit Haut und Haar hole!«
»Hörst du, Geselle?« rief der Richter dem Teufel
zu. »Jetzt greife hin und nimm das Schwein.« Aber der Teufel antwortete:
»Es ist leider der Frau nicht Ernst mit ihrem Wort. Sie würde ein
ganzes Jahr lang trauern und sich grämen, nähme ich ihr Schwein. Nur was
mir im Ernste gegeben wird, das darf ich nehmen.«
Ähnliches geschah bald hernach mit einem Weib und
einem Kind. Das letztere ging auch nicht so, wie die Frau es lenken
wollte, so dass sie auch zu schreien begann: »Hole dich der Teufel, und
drehe dir den Hals um!«
»Hörst du, Geselle?« fragte da wieder der
Richter. »Das Kind ist dein, hörst du nicht, dass man es dir ernstlich
gibt?« »O nein, es ist auch nicht ihr Ernst!« antwortete
der Teufel. »Sie würde bitterlich wehklagen, nähme ich sie beim Wort,
und das Kind nicht fahren lassen.«
Jetzt sahen beide ein Weib, das hatte viel mit
einem Kinde zu schaffen, welches heftig schrie und sich sehr unartig
gebärdete, so dass die Frau voll Unwillens war und ausrief: »Willst du mir nicht folgen, so nehme dich der böse Feind, du Balg!«
»Nun? nimmst du auch nicht das Kind?« fragte der
Richter ganz verwundert, und der Teufel antwortete: »Ich habe des keine
Macht, das Kindlein zu nehmen. Dieses Weib nähme nicht zehn, nicht
hundert und nicht tausend Pfund, und gönnte mir im Ernst das Kind; wie
gern ich's auch nähme, darf ich doch nicht, denn es ist nicht des Weibes
rechter Ernst.«
Nun kamen die beiden recht mitten auf den Markt,
wo das dichteste Volksgedränge war, da mussten sie ein wenig stille
stehen, und konnten nicht durch das Gewimmel und Getümmel schreiten. Da
wurde ein Weib des Richters ansichtig, das war arm und alt und krank und
trug ein großes Ungemach; sie begann laut zu weinen und zu schreien, und ließ vor
allem Volk folgende heftige Rede vernehmen: »Weh über dich, Richter! Weh
über dich, dass du so reich bist und ich so arm bin; du hast mir ohne
Schuld, göttliche und menschliche Barmherzigkeit verleugnend, mein
einziges Kühlein genommen, das mich ernährte, von dem ich meinen ganzen
Unterhalt hatte. Weh über dich, der du es mir genommen hast! Ich flehe
und schreie zu Gott, dass er durch seinen Tod und bitteres Leiden, die er
für die Menschheit und für uns arme Sünder trug, meine Bitte gewähre,
und die ist, dass deinen Leib und deine Seele der Teufel zur Hölle
führe!«
Auf diese Rede tat der Richter weder Sage noch Frage, aber der
Teufel fuhr ihn höhnisch an und sprach: »Siehst du, Richter, das
ist Ernst, und den sollst du gleich gewahr werden!« Damit streckte der
Teufel seine Krallen aus, nahm den Richter beim Schopf, und fuhr mit ihm
durch die Lüfte von dannen, wie der Geier mit einem Huhn. Alles Volk
erschrak und staunte, und weise Männer sprachen die Lehre aus:
»Es ist ein unweiser Rat,
Der mit dem Teufel umgaht.
Wer gern mit ihm umfährt,
Dem wird ein böser Lohn beschert.«
ZUM GEBURTSTAG DES SCHRIFTSTELLERS
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