Mittwoch, 17. September 2014

Bernhard Riemann: Partielle Differentialgleichungen und deren Anwendung auf physikalische Fragen

Eine wissenschaftliche Physik existiert bekanntlich erst seit der Erfindung der Differentialrechnung. Erst seitdem man gelernt hat, dem Lauf der Naturereignisse stetig zu folgen, sind die Versuche, den Zusammenhang der Erscheinungen in abstrakten Begriffen nachzukonstruieren, von Erfolg gewesen. Hierzu gehörte zweierlei: erstens einfache Grundbegriffe, mit denen man konstruiert, und zweitens eine Methode, um aus den einfachen Grundgesetzen dieser Konstruktion, welche sich auf Zeitpunkte und Raumpunkte beziehen, die Gesetze für endliche Zwischenzeiten und Abstände, welche allein der Beobachtung zugänglich sind (mit der Erfahrung verglichen werden können), abzuleiten. / Den ersten Schritt in Bezug auf die Grundbegriffe tat Galilei, als er die Gesetze des freien Falls der Körper aus der Einwirkung der Schwere in allen einzelnen Zeitpunkten konstruierte; er fand den Begriff der beschleunigenden Kraft, den Begriff einer einfachen Bewegungsursache. Diesem Schritte fügte Newton einen zweiten hinzu: er fand den Begriff eines anziehenden [oder abstoßenden] Zentrums, den Begriff einer einfachen Kraftursache.

(Aus dem Beginn des Manuskripts zur Vorlesung von 1854/55)

ZUM GEBURTSTAG DES MATHEMATIKERS

Über den Autor (1826-1866)

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