Samstag, 27. September 2014

Karl Christian Friedrich Krause: Die reine das ist allgemeine Lebenslehre und Philosophie der Geschichte zu Begründung der Lebenskunstwissenschaft

Der Mensch, als Vernunftwesen, ist fähig und bestimmt, in Freiheit nach Ideen das Gute zu schaffen; er vermag es, Das, wovon er im innersten Geist und Gemüt überzeugt ist, dass es geschehen soll, mit Weisheit als Lebenskünstler ins Werk zu setzen. - Auch Gott denken wir als das unendliche, uinbedingte Vernunftwesen, welches das Eine Leben, nach der Idee des Einen Guten, in unendlicher, unbedingter Freiheit gestaltet. Das endliche vernünftige Wirken des Menschen ist daher mit dem unendlichen vernünftigen Wirken Gottes der Art nach gleich und in Übereinstimmung. Mithin ist der Mensch und die Menschheit in dem freien Bilden des Lebens nach den Ideen des Guten und Schönen Gotte selbst ähnlich. Das Gute und das Schöne ist das Göttlich-Wesentliche selbst; es wird wirklich durch Gott in aller Welt mit unendlicher Vollkommenheit, durch den Menschen aber und die Menschheit auf endliche Weise an einem endlichen Teile.

Der Mensch und die Menschheit sind von Gott selbst dazu bestimmt und berufen, das Gute nach Ideen in sittlicher Freiheit zu verwirklichen, - das Göttlich-Wesentliche in die Geschichte einzubilden. Gottes Geist selbst wirkt und waltet in der Geschichte, und nur Wer dies erkennt, vermag es, auf gottähnliche Weise mitzuwirken in dem ewigen, stetwerdenden Gedichte des unendlichen Künstlers. Ist das Eine Leben Gottes Gedicht, so ist der Mensch eine Person des Gedichtes, welche selbst an der Dichtung endlichen untergeordneten Anteil nimmt.

(Aus den Vorlesungen)

ZUM TODESTAG DES PHILOSOPHEN

Über den Autor (1781-1832)

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