Montag, 8. Dezember 2014

Liselotte von der Pfalz: An Gottfried Wilhelm Leibniz

Ich dancke Ihn sehr vor den part, so Er genohmen in meiner trawerigkeit über unßers Königs Verlust wie auch über die Freude, so Er meint, so Ich Entpfinde über meines sohnes regirung. Es geht aber hirmitt wie schir in allen sachen dießer Welt, da die trawerigkeitten allezeit volkommener sind, alß die Freude, den Mein sohns standt hatt zwar Einen großen schein und Esclat, allein Ich habe doch noch große sorgen dabey. Er hatte das Königreich In keinem gutten standt unterhanden bekommen undt Es kost Ihm schon viel Mühe undt sorgen, daß Er keine Zeit zu Eßen oder zu schlaffen hatt undt mich fürchten macht, daß Er Endlich eine große Kranckheit davon tragen wirdt. Ich fürchte auch, Es wirdt meinen sohn gehen, ohne Vergleichung, wie Es mitt den großen fäßern zu Heydelberg gangen, alle Churfürsten so nicht gedruncken, haben sie gebawet undt die so viel gedruncken, haben keine gemacht. Der König war nicht gelehrt, hatt doch alle studien, undt gelehrten floriren machen, mein sohn aber, ob Er zwar nicht ignorent ist, auch die gelehrten liebt, wird Ihnen, wie ich fürchte, nicht favorabel sein können, weillen alles in so großer Unordnung hir ist, daß Mein sohn woll Mühe wirdt haben, zu thun waß Er ahm liebsten wolte; Er wirdt auch viel leütte übel zu feinden machen, den 50 pretendiren waß Nur Einer haben kan, daß mach 49 mal contenten, ohne die zu rechnen, so Meinen sohn beneyden.

(Brief aus Paris vom 26. September 1715)

ZUM TODESTAG DER HERZOGIN

Über die Autorin (1652-1722)

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