Ich dancke Ihn sehr vor den part, so Er genohmen in meiner
trawerigkeit über unßers Königs Verlust wie auch über die Freude, so Er
meint, so Ich Entpfinde über meines sohnes regirung. Es geht aber
hirmitt wie schir in allen sachen dießer Welt, da die trawerigkeitten
allezeit volkommener sind, alß die Freude, den Mein sohns standt hatt
zwar Einen großen schein und Esclat, allein Ich habe doch noch
große sorgen dabey. Er hatte das Königreich In keinem gutten standt
unterhanden bekommen undt Es kost Ihm schon viel Mühe undt sorgen, daß
Er keine Zeit zu Eßen oder zu schlaffen hatt undt mich fürchten macht,
daß Er Endlich eine große Kranckheit davon tragen wirdt. Ich fürchte
auch, Es wirdt meinen sohn gehen, ohne Vergleichung, wie Es mitt den
großen fäßern zu Heydelberg gangen, alle Churfürsten so nicht
gedruncken, haben sie gebawet undt die so viel gedruncken, haben keine gemacht. Der König war nicht gelehrt, hatt doch alle studien, undt gelehrten floriren machen, mein sohn aber, ob Er zwar nicht ignorent ist, auch die gelehrten liebt, wird Ihnen, wie ich fürchte, nicht favorabel
sein können, weillen alles in so großer Unordnung hir ist, daß Mein
sohn woll Mühe wirdt haben, zu thun waß Er ahm liebsten wolte; Er wirdt
auch viel leütte übel zu feinden machen, den 50 pretendiren waß Nur
Einer haben kan, daß mach 49 mal contenten, ohne die zu rechnen, so Meinen sohn beneyden.
(Brief aus Paris vom 26. September 1715)
ZUM TODESTAG DER HERZOGIN
Über die Autorin (1652-1722)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen