Ich liebte ein Mädchen, das mich auch liebte, ich musste es aber verlassen.
Warum?
Ich weiß nicht. Es war so, als wäre sie von einem Kreis von
Bewaffneten umgeben, welche die Lanzen nach auswärts hielten. Wann ich
mich auch näherte, geriet ich in die Spitzen, wurde verwundet und musste
zurück. Ich habe viel gelitten.
Das Mädchen hatte daran keine Schuld?
Ich glaube nicht, oder vielmehr, ich weiß es. Der vorige
Vergleich war nicht vollständig, auch ich war von Bewaffneten umgeben,
welche ihre Lanzen nach innen, also gegen mich hielten. Wenn ich zu dem
Mädchen drängte, verfing ich mich zuerst in den Lanzen meiner
Bewaffneten und kam schon hier nicht vorwärts. Vielleicht bin ich zu den
Bewaffneten des Mädchens niemals gekommen und wenn ich hingekommen sein
sollte, dann schon blutend von meinen Lanzen und ohne Besinnung.
Ist das Mädchen allein geblieben?
Nein, ein anderer ist zu ihr vorgedrungen, leicht und ungehindert. Ich habe, erschöpft von meinen Anstrengungen, so gleichgültig
zugesehen, als wäre ich die Luft, durch die sich ihre Gesichter im
ersten Kuss aneinanderlegten.
(Ein Text aus den im Winter 1916/17 gefüllten acht Heften)
ZUM TODESTAG DES SCHRIFTSTELLERS
Über den Autor (1882-1924)
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