Ich beherrsche die Sprache nicht; aber die Sprache beherrscht mich
vollkommen. Sie ist mir nicht die Dienerin meiner Gedanken. Ich lebe in
einer Verbindung mit ihr, aus der ich Gedanken empfange, und sie kann
mit mir machen, was sie will. Ich pariere ihr aufs Wort. Denn aus dem
Wort springt mir der junge Gedanke entgegen und formt rückwirkend die
Sprache, die ihn schuf. Solche Gnade der Gedankenträchtigkeit zwingt auf
die Knie und macht allen Aufwand zitternder Sorgfalt zur Pflicht. Die
Sprache ist eine Herrin der Gedanken, und wer das Verhältnis umzukehren
vermag, dem macht sie sich im Hause nützlich, aber sie sperrt ihm den
Schoß.
(Aus den 1915 erschienenen Aphorismen)
ZUM TODESTAG DES SCHRIFTSTELLERS
Über den Autor (1874-1936)
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