Ich nehme an, es habe einer niemals eine Uhr zu Gesichte bekommen. Wenn
nun selbiger einen Uhrmacher ein Stücke nach dem andern zusammensetzen
siehet, bis die Uhr völlig fertig ist, so wird er zwar einen Begriff von
der Uhr bekommen, und er wird angeben können, wie eines an dem andern
in einer Uhr henget, wie ein Stück so mit dem andern verwandt sey, daß
immer eines das andere voraussetzet; aber wer wird läugnen, daß der
Vortheil nicht ungleich grösser seyn würde, wenn einer schon vorher
gewust, was alles zu einer Uhr gehöret, und er sodann erst die
Werckstatt des Künstlers besuchet. So ist es auch mit Erlernung der
Wahrheiten. Man bekommet eine tieffere Einsicht in den Zusammenhang
derselben, wenn man sie erstlich in der materiellen Ordnung, und hernach
nach ihrer Abstammung, oder wie eine aus der andern herzuleiten sey,
betrachtet, zu welchem letztern Behuf die demonstrativischen Schrifften
unentbehrlich sind. Wollte man gleich sagen, daß man sich auch den
ersteren Nutzen zugleich bey demonstrativischen Schrifften von
beygefügten guten und vollständigen Registern versprechen könne; so ist
dennoch hierbey eine grosse Verdrüßlichkeit vorhanden.
(Aus der Vorrede zum 1739 erschienenen Band 19)
ZUM TODESTAG DES GELEHRTEN
Über den Autor (1707-1778)
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