Samstag, 5. Juli 2014

Carl Günther Ludovici: Großes vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste

Ich nehme an, es habe einer niemals eine Uhr zu Gesichte bekommen. Wenn nun selbiger einen Uhrmacher ein Stücke nach dem andern zusammensetzen siehet, bis die Uhr völlig fertig ist, so wird er zwar einen Begriff von der Uhr bekommen, und er wird angeben können, wie eines an dem andern in einer Uhr henget, wie ein Stück so mit dem andern verwandt sey, daß immer eines das andere voraussetzet; aber wer wird läugnen, daß der Vortheil nicht ungleich grösser seyn würde, wenn einer schon vorher gewust, was alles zu einer Uhr gehöret, und er sodann erst die Werckstatt des Künstlers besuchet. So ist es auch mit Erlernung der Wahrheiten. Man bekommet eine tieffere Einsicht in den Zusammenhang derselben, wenn man sie erstlich in der materiellen Ordnung, und hernach nach ihrer Abstammung, oder wie eine aus der andern herzuleiten sey, betrachtet, zu welchem letztern Behuf die demonstrativischen Schrifften unentbehrlich sind. Wollte man gleich sagen, daß man sich auch den ersteren Nutzen zugleich bey demonstrativischen Schrifften von beygefügten guten und vollständigen Registern versprechen könne; so ist dennoch hierbey eine grosse Verdrüßlichkeit vorhanden.

(Aus der Vorrede zum 1739 erschienenen Band 19)

ZUM TODESTAG DES GELEHRTEN

Über den Autor (1707-1778)

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