Diese Extra-Aufgabe ist mir auch noch zu Theil geworden. Meine Artikel
sollten gesammelt werden – als »Werk« heraus kommen und jetzt soll ich
dem »geneigten Leser« noch erklären – erklären aber was? Daß ich geboren
bin etwa? Es sei! Ich bin also geboren, wie alle, die da schreiben; und
nicht wenig stolz sind auf ihre Feder. Außerdem bin ich nicht einmal
berufen und auch nicht auserwählt [...]. Daraufhin ist mir
natürlich dieses Menetekel schon genügend unter die Nase gerieben
worden: »Bilde Künstler, rede nicht!« Schreib auch nicht! Genau wie in
der Schule meine Aufsätze ein Gaudium für die Schulgenossen wurden,
sobald der strenge Lehrer diese mit der schlechtesten Censur belegte,
zum abschreckenden Beispiel der Klasse laut vorlas und dann später meine
Löffel eine verfängliche Röthe zeigten. »Junge«, sagte er mir meist
»das ist wie das Deutsch vom Karlchen Mießnick aus dem Kladderadatsch.« So wurde ich schon von
Jugend an gegen scharfe Kritik gefeit. Und wer sich ohne Schuld fühlt,
werfe auf mich den ersten Stein! Aber schreiben werde ich dennoch und
malen immer und die Kritik mag auch thun, was ihres Amtes ist. Aber wenn
schon was an mir getadelt werden soll, möge man mir lieber mein
Schreiben vorwerfen als mein Malen. Und wenn alle Kritiker gegen mein
ganzes Thun sich erhöben, so werde ich auch dieses ertragen können; dank
dem Lehrer, welcher mir schon immer das prophezeit hat. Mache es kurz –
geneigter Leser – ist es dir langweilig so schließe das Buch und
ergreife interessantere Bücher. Wir werden uns doch verstehen. Lebe wohl
und sei nicht böse!
(Handschriftliche Einleitung zur Buchausgabe von 1920)
ZUM GEBURTSTAG DES MALERS
Über den Autor (1858-1925)
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